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Integration

Frauen gehen ganz unterschiedlich mit dem Kopftuch um

pixabay.com/Bintang_GalaxyJunge Frau mit Kopftuch schaut auf ihr Smartphone.

Obwohl Kopftuch tragende Frauen mittlerweile vielerorts längst zum alltäglichen Straßenbild in Deutschland gehören, ist die Debatte um das Kopftuch und sein Verhältnis zur Integration noch nicht gelöst. Junge Frauen gehen ganz unterschiedlich damit um.

 

Von Wael Deeb

Einige Migranten betrachten das Kopftuch als einen wesentlichen Bestandteil der kulturellen Identität, und glauben nicht, dass es die Integration behindert. Andere sehen das Tragen des Kopftuchs als ein bedeutungsloses Festhalten an Bräuchen und Traditionen, und somit als ein Hindernis für die Integration.

 

Kopftuch ist Teil der verlorenen Identität

Meyas, eine 14-jährige Schülerin der Realschule aus dem Wetteraukreis, war nicht verschleiert, obwohl sie aus einer konservativen Familie stammte. Sie entschied sich jedoch selbst für das Kopftuch, sehr zur Überraschung ihrer Eltern. „Meine ersten Jahre in Deutschland waren voller Enthusiasmus", sagt Meyas. „Ich konnte schnell Deutsch lernen und gute Beziehungen zu meinen Klassenkameraden aufbauen". Allerdings hat es im vergangenen Jahr im Leben von Meyas bedeutende Entwicklungen gegeben. „Manchmal konnte ich meine Hausaufgaben nicht machen. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht die Energie hatte, um in der Schule Erfolg zu haben. Ich fühlte mich auch einsam", so Meyas.

Einige Monate später entschied Meyas, das Kopftuch zu tragen, um damit eine gewisse Nicht-Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen. „Ich habe ein tiefes Gefühl des Versagens, ich vermisse das Haus meiner Großmutter und meine Freunde, die ich in meiner Heimat Syrien verlassen habe. Das Kopftuch ist Teil meiner verlorenen Identität", kommentiert  sie.

Das Tragen des Kopftuchs hat in ihrem Umfeld keine negativen Reaktionen hervorgerufen: „Die Reaktion meiner Freunde und Lehrer war ganz normal und ich hatte nicht das Gefühl, dass mich jemand mit seltsamen Blicken ansah", sagt sie.

 

Das Kopftuch behindert nicht die Integration

Nassim Yosefinia  kam 2015 aus dem Iran nach Deutschland und beschloss am ersten Tag, ihr Kopftuch abzunehmen: „Ich entschied, dass das Kopftuch meine Integration in die Gesellschaft nicht behindern solle.“

Die 48-jährige Nassim betont, dass das Kopftuch nicht zur iranischen Kultur gehört, sondern vom herrschenden Regime auferlegt wird. „Ich entschloss mich, den Hijab zu entfernen, weil Frauen in Deutschland mehr Freiheit haben. Das demokratische System unterstützt die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung", sagt sie.

Trotzdem glaubt Nassim nicht, dass das Kopftuch in allen Fällen die Integration behindert. „Manche verschleierte Frauen finden in Deutschland dennoch einen geeigneten Arbeitsplatz", so Nassim.

Nassim respektiert Religion auf ihre Weise. „Wenn ich das Kopftuch ablege, bedeutet das nicht die Ablehnung der islamischen Religion. Aber ich habe das Recht, Religion so zu verstehen, wie ich will", sagt sie.

 

Das Kopftuch hat mir Probleme bereitet

In anderen Fällen waren einige Frauen sogar gezwungen, ihr Kopftuch abzulegen, um Probleme zu vermeiden. Die 28-jährige Syrerin Sammr ist einen Kompromiss eingegangen: Das Kopftuch hat mir Probleme bei der Kommunikation mit der neuen Gesellschaft bereitet. Oft haben andere eine negative Vorstellung von verschleierten Frauen. Sie denken, man sei verschlossen und starr. Ich beschloss also, das Kopftuch abzulegen, und ich bete immer noch mein Gebet und kommuniziere mit Gott."

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