Neues Bündnis „Bildung statt Abschiebung“
Breites zivilgesellschaftliches Bündnis fordert Ende integrationsfeindlicher Abschiebepraxis in Hessen
GEW
08.12.2025
bj
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Viele der Betroffenen kennen das Herkunftsland ihrer Eltern kaum. Gleichzeitig mehren sich Fälle, in denen geltende Bleiberechtsregelungen ignoriert oder unterlaufen werden.
Das Bündnis „Bildung statt Abschiebung“ wird getragen unter anderem vom Hessischen Flüchtlingsrat, der Diakonie Hessen, dem Landesausländerbeirat (agah), dem Paritätischen Hessen, der Landesschüler*innenvertretung Hessen (LSV) sowie der GEW Hessen. Durch interne Aufrufe haben sich mittlerweile über 150 Organisationen und Einzelpersonen dem Bündnis angeschlossen.
Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, betont: „Wenn Kinder oder Auszubildende aus ihrem Bildungskontext herausgerissen werden, ist das ein Angriff auf das Recht auf Bildung – und ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich tagtäglich für gelingende Integration einsetzen. Wir brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit für junge Menschen, nicht politisch motivierte Abschiebungen.“
Besonders drastisch wirken sich Abschiebungen aus, wenn angehende Fachkräfte betroffen sind. Der jüngste Fall einer aus Offenbach abgeschobenen Erzieherin hat deutlich gezeigt, welche Folgen dies nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Schulen und Kitas hat. Während die Landesregierung vereinfachte Verfahren zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse plant, werden gleichzeitig dringend benötigte Auszubildende und Fachkräfte abgeschoben – ein widersprüchliches Signal mit realen Konsequenzen für das Bildungssystem.
Zudem wächst der Druck auf jene jungen Menschen, die Abschiebung befürchten müssen. Viele Schüler*innen und Auszubildende leben über Monate oder Jahre in permanenter Unsicherheit. Diese Angst belastet sie massiv, beeinträchtigt Lern- und Konzentrationsfähigkeit und führt zu erheblichem psychischen Stress – oft mitten im Schul- oder Ausbildungsalltag.
Timmo Scherenberg, Geschäftsführer des Hessischen Flüchtlingsrats, unterstreicht: „Wer junge Menschen, die hier aufgewachsen sind, hier zur Schule gehen und hier ihre Zukunft sehen, abschiebt, handelt kurzsichtig und verantwortungslos. Hessen ignoriert zu oft bestehende Bleiberechtsregelungen. Das Bündnis wird sich dafür einsetzen, dass Recht und Gesetz endlich zugunsten der Betroffenen angewandt werden.“
Auch die Schüler*innen selbst erleben die Auswirkungen der Abschiebepraxis hautnah: Freund*innen verschwinden über Nacht, Klassengemeinschaften werden zerrissen, und Unsicherheit prägt den Alltag.
Sunena Akbar von der Landesschüler*innenvertretung Hessen sagt dazu: „Wenn Mitschüler*innen plötzlich nicht mehr im Unterricht erscheinen, weil sie abgeschoben wurden, zerstört das Vertrauen – in Politik, in Behörden und in ein sicheres Lernen. Bildung darf niemals vom Aufenthaltsstatus abhängen.“
Das Bündnis „Bildung statt Abschiebung“ fordert deshalb:
- die uneingeschränkte Umsetzung bestehender Bleiberechtsregelungen zugunsten der Betroffenen
- die sofortige Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten professionellen Struktur für Einzelfallberatungen für Migrant*innen in Hessen
- keine Abschiebung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Kita, Schule oder Ausbildung
Das Recht auf Bildung von Kindern und Jugendlichen ist unteilbar – unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Das Bündnis setzt sich dafür ein, dass dieses Recht in Hessen uneingeschränkt gewahrt bleibt und fordert eine humane, zukunftsorientierte und integrationsfreundliche Migrationspolitik.
Informationen zum Aufenthaltsgesetz und Asylgesetz: https://fr-hessen.de/2025/09/18/neuer-erlass-des-hmdis-zu-duldungen/
Vortrag „Verweigerung von Duldungen“ des Hessischen Flüchtlingsrats: https://fr-hessen.de/wp-content/uploads/2025/11/2025-11-22_Duldungsverweigerung.pdf
Kontakt:
- Thilo Hartmann, Vorsitzender GEW Hessen, 0171 55 95 188, thartmann@gew-hessen.de Enis Gülegen, Vorsitzender Landesausländerbeirat Hessen, eguelegen.kav@gmail.com
- Andreas Lipsch, Diakonie Hessen, andreas.lipsch@diakonie-hessen.de
- Timmo Scherenberg, Geschäftsführer Hessischer Flüchtlingsrat, hfr@fr-hessen.de
- Lea Rosenberg, Referentin für Flucht und Asyl, Migration Paritätischer Hessen, lea.rosenberg@paritaet-hessen.org
- Sunena Akbar, Landesschüler*innenvertretung Hessen, sunena.akbar@lsv-hessen.de
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